Kommentar, Franky Gilbertz: Schädlich!
Kommentar, Franky Gilbertz: Schädlich!

„Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Oft wird dieser Ratschlag in Zusammenhang mit pharmazeutischen Produkten ausgesprochen. Wir alle gehen davon aus, dass uns jemand helfen kann, wenn einem nach Einnahme einer Medizin übel ist. Oder wir vertrauen unserem behandelnden Arzt, wenn er uns über die eventuellen Gefahren von Arzneimitteln berät. Also sind in diesem Fall die Helfer der Arzt und der Apotheker. So weit so gut!
Was soll diese Einleitung?
Nun, seit Anfang der 1990er Jahre sind die Eisenbahner europaweit der Liberalisierung und Privatisierung der Schiene ausgeliefert. Auf der Tagesordnung steht aktuell das 4. Eisenbahnpaket, das die Eisenbahner und be-sonders die Eisenbahner in Luxemburg gefährdet. Auf einem unserer Spruchbänder steht geschrieben: „La libéralisation nuit gravement aux cheminots“. Als Eisenbahner sind wir uns dessen bewusst. Die Politik aus Brüssel weiß das auch, nur ignoriert sie den Umstand unter dem Druck der Lobbys, die den Geist der Politiker in Brüssel regelrecht konfiszieren. Bislang sind bei den Eisenbahnunternehmen quer durch Europa über 800.000 gute, sichere und ordentlich bezahlte Arbeitsplätze durch die Liberalisierung und Privatisierung verloren gegangen. Auf nimmer wiedersehen!? Wir hoffen nicht. Aus den Liberalisierungs- und Privatisierungsideen sind regelrecht Liberalisierungs- und Privatisierungswahn entstanden. Dieser Wahn geht einher mit Schäden, die noch lange spürbar sind.
Es ist falsch daran zu glauben, dass kollektiv gemachte Fehler durch die Privatisierung von Betrieben wieder konkurrenzfähig und attraktiv gestaltet werden können. Kollektive Fehlgänge können nur durch kollektives Handeln wieder gut gemacht werden. Das heißt im Klartext, dass die öffentliche Hand zwar Fehler gemacht hat, die Privatisierung alles noch schlimmer gemacht hat auch wenn es anders gedacht war und im Endeffekt die Kollektivität, also wir alle, wieder dafür einstehen müssen, dass das Privatisierte wieder zum Allgemeingut wird und läuft.
Diese Erfahrung haben beispielsweise England und Australien im Eisenbahnbereich gemacht. Doch es gibt auch andere Domänen in denen dieses Phänomen erlebt wurde, so beispielsweise die Wasser- und Abwasserversor-gung von Städten. Dieses vollkommen falsche Handeln des Liberalisierens und Privatisierens kann man sich eigentlich in allen Bereichen vorstellen.
Die aktuellen Gefahren lauern
Und genau da lauert wiederum die Gefahr von Freihandelsabkommen wie TTIP, CETA und TiSA. Nichts ist mehr sicher vor Privatisierungsschritten. Es gibt keine Tabus gar keine! Das Schlimme daran ist, dass man in solchen Abkommen Klauseln einbaut, die eine Rückkehr in die öffentliche Hand eines einmal privatisierten Betriebes nicht möglich macht. Wollen wir das wirklich? Die angerichteten Schäden werden Generationen danach noch zu spüren sein. Massive Arbeitslosigkeit, eine Armutsgrenze, die immer tiefer fällt, unbezahlbarer Wohnraum, Überschul-dung von Bevölkerung und Staaten bis hin zur echten Gefährdung des sozialen Friedens sind die Folgen unüberlegter Politiken aus Brüssel.
Die Konsequenzen sind Sparbudgets, die wiederum nur das schaffende Volk treffen. Wem zugute? Dem Kapitalismus. Hinter allen Schritten der Liberalisierung und Privatisierung stecken riesige Konzerne, die alles für sich in Anspruch nehmen wollen. Koste was es wolle, denn der irrsinnige Glaube an das dicke Geld besteht. Nur geht die Rechnung nie auf. Wenn das Volk kein Geld hat, kann es auch keines ausgeben. Folglich fehlt Geld im Um lauf. Das Geld, das rotieren muss damit es sich vervielfacht. Das zu verstehen kann doch wohl nicht so schwer sein. Anstatt dem Volk das Geld im Geldbeutel zu lassen, damit es dieses in den Umlauf bringen kann, ziehen es die Regierungen europaweit vor dem Plebs das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und was geschieht im Endeffekt? Neue Spar-pläne werden auf den Tisch gelegt und alles wird noch schlimmer. Ein Teufelskreis ohne Ende sozusagen. Eine perfide Verdrehung der Tatsachen, nämlich ein auf den Kopf stellen der Logik von Markt und Wirtschaft, sowie Kapital und Markt. Alles zum Wohle der geldgierigen Konzerne und deren Lobbyisten.
Das ist schädlich! Besonders dann, wenn man dem Volk nicht das zugesteht, was ihm eigentlich gehört, nämlich durch das Kollektiv erzieltes Reichtum.
Die Politik muss wieder zuhören, so wie wir dem Arzt oder Apotheker, wenn sie uns von den Risiken und Nebenwirkungen von Arzneimitteln sprechen. In diesem Falle wäre das Volk der Arzt oder Apotheker (also die Helfer), die Liberalisierungs- und Privatisierungsschritte wären die Risiken. Armut, massive Arbeitslosigkeit, hohe Schulden, Unzufriedenheit, usw., wären die Nebenwirkungen. Nur Nebenwirkungen? Nein, bereits Krankheiten deren Ursachen man bekämpfen muss, nicht nur die Symptome. Das wäre auf Dauer schädlich!
Franky Gilbertz
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