Kommentar, Franky Gilbertz: Umdenken!
Kommentar, Franky Gilbertz: Umdenken!

Es muss uns schon zu denken geben, dass in Luxemburg ein Projekt über 30 Jahre lang in der Aktualität war bis es schlussendlich vollendet werden konnte. Ja, es geht die Rede von der im Volksmund bekannten „Nordstrooss“. Ein Milliardenprojekt! Ein Unternehmen, das den Staat – und damit den Steuerzahler – ungeheuer viel Geld gekostet hat. Es ist kaum verständlich wieso ein solches Projekt so viel Zeit kosten kann. Vom Geld nicht zu sprechen, denn wie heißt es doch so schön: Zeit ist Geld! Also braucht man nicht Ingenieur zu sein um zu wissen, dass die „Nordstrooss“ eine gewaltige Masse öffentlichen Geldes verschlungen hat.
Was stört?
Es ging darum die Hauptstadt mit dem Norden des Landes direkter zu verbinden. Es ging vor allem darum dem Individualverkehr entgegenzukommen und den Automobilisten eine schnellere Verbindung zwischen der Hauptstadt und dem Norden des Landes zu stellen. So weit so gut! Aber keiner hätte sich jemals ausdenken können, dass man dafür 30 Jahre braucht. So manch Schweizer wird sich ins Fäustchen gelacht haben müssen, nicht wahr? Oder anders rum: stellen wir uns mal vor in der Schweiz bräuchte man 30 Jahre um einen einzigen Tunnel zu bauen. Ja, dann würde wohl keiner mehr von der Schweiz reden bzw. die Schweiz würde längst umfahren werden.
Zum anderen kann man nur sehr schlecht nachvollziehen warum in einem solchen Megaprojekt nur der Individualverkehr eigentlich gefördert wird. Warum hat man nicht an die öffentlichen Transportmittel gedacht? Es wäre durchaus plausibel gewesen jeweils rechts und links einen Korridor mit einzuplanen um öffentlichen Verkehrsmitteln auch eine bessere Verbindung zwischen der Hauptstadt und dem Norden bieten zu können. Nein, nicht nur der Bus als Gemeinschaftstransportmittel, sondern auch die Bahn oder gar eine Art Trambahn hätte durchaus ins Landschaftsbild gepasst. Wie oft sieht man im Ausland, dass entlang von neuen Straßen oder Autobahnen Trassen mitlaufen, die für den öffentlichen Personennahverkehr mitgeplant wurden? Sehr oft! Ob links oder rechts oder mittig der Straße, zumindest hätte man den nötigen Platz reservieren müssen. Da gibt es kein Pardon in den heutigen Zeiten, den Zeiten, in denen der Individualverkehr langsam aber sicher keine Option mehr ist. Oder zumindest keine Option mehr sein sollte…
In Zukunft?
Täglich stockender Verkehr. Täglich Stau. Täglich Tonnen von Abgasen. Das muss einem doch irgendwann bewusst werden, dass auf Dauer eine andere Lösung her muss. Und diese kann nur öffentlicher Transport heißen. Für uns als Landesverband: gebaut, betrieben und gewartet in öffentlicher Hand! In Zukunft muss man also genauestens überlegen wie man die Landesplanung gestalten möchte. Damit verbunden Infrastrukturen wie Straßen und Autobahnen, die sicherlich unumgänglich sind, aber mitnichten anders ausgerichtet sein müssen. Eben fokussiert auf eine spätere, wenn nicht parallele, Infrastruktur für Bus, Bahn oder Trambahn. Nur so kann man eine umweltfreundliche Landesplanung erzielen. Ein weiteres Beispiel neben der „Nordstrooss“ ist sicherlich die Saarautobahn. Warum wurde hier nicht an den Bau einer Zugverbindung entlang der Autobahn gedacht? Möglich wäre es gewesen, frei nach dem Motto: es gibt eben nichts was es nicht gibt!
Der Süden stärker belastet
Es ist kein Geheimnis, dass der Süden des Landes wohl am stärksten belastet ist, was den Individualtransport angeht. War hier nicht vor Jahren die Idee geboren worden eine „Südtram“ zu bauen? Leider ist zu befürchten, dass die Realisierung einer solchen „Südtram“ immer weiter in die Ferne rückt. Eben weil wiederum nicht wirklich nachhaltig geplant wurde. Ein Beispiel, das für eine komplette Fehlplanung spricht ist die Umgestaltung auf Belval. Hier wurde in „Raemerich“ eine Brücke eingerissen, die ehemals die Arbed-Belval mit Arbed-Schifflingen verband, der „liaison Micheville“ wegen.
Kommt jetzt die Erinnerung? Im damaligen BTB-Programm wurde an dieselben Gleise gedacht um eine direkte Zugverbindung zwischen Belval und Luxemburg zu bauen. Die Idee wurde unter Transportminister Grethen fallen gelassen. Und heute? Die Brücke, eine sehr zweckmäßige Verbindung zwischen Belval – der neuen Stadt im Süden – und Schifflingen (dazwischen Teile von Esch), verschwand auf Nimmerwiedersehen! Dabei hätte man hier keine sehr großen Investitionen tätigen müssen, weil es die Trasse ja schon gab. Und dann denken wir weiter an das ehemalige Arbed-Gelände in Schifflingen, dort wo die Strecke mündet. Hat man jemals daran gedacht wie viele Gleise dort liegen, die jetzt dem Verrosten überlassen sind, weil Herr Mittal entschieden hat eine gut funktionierende Hütte zu schließen? Dies wäre der perfekte Ort gewesen um den Schuppen und die Werkstatt der „Südtram“ einzurichten. Und die Frage sei erlaubt, wie viele neue Arbeitsplätze hätten hier geschaffen werden können… Umdenken ist genau das richtige Wort. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal!
Franky Gilbertz
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