Drei Jahre Stage – ein grober Unfug
Drei Jahre Stage – ein grober Unfug
Bekanntlich hat die Regierung vor den Stage (oder die provisorische Dienstzeit, wie es im Gemeindesektor heißt) für neue Beamte von derzeit zwei auf künftig drei Jahre auszudehnen. Dies soll für die neu einzustellenden Beamten im gesamten öffentlichen Dienst gelten, beim Staat, den Gemeinden, der Eisenbahn und anderen assimilierten Sektoren.
Die Erklärung weshalb es dieser Verlängerung bedarf, fällt im Gesetzesvorprojekt ziemlich dürftig aus: es sei dies eine Regierungsentscheidung, die jetzt umgesetzt werden soll, heißt es in der Motivation.
Auch das Abkommen, das die Regierung diesbezüglich am 15. Juli 2011 mit der CGFP ausgehandelt hat, ist nicht mehr aufschlussreich: „La réforme du stage sera axée sur les éléments suivants: la durée du stage sera augmentée à trois ans, avec un réagencement parallèle de la formation du stagiaire et une période de mobilité interne au secteur de la fonction publique, et pourra être raccourcie d’un an dans les cas prévus actuellement (expérience ou diplômes). Le rôle du patron de stage sera renforcé. “
Säbelrasseln soll über negative Konsequenzen hinwegtäuschen
Scheinbar gibt es bei der künftigen Gestaltung des Stage Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung und der CGFP, die bei ihrer Vorständekonferenz festhielt: „Nun aber gehe es darum, dass sich die Regierung bei der Umsetzung auch an ihre Zusagen halte. Das gelte zunächst einmal für die Reform der Anwärterzeit, bei der es nicht nur darum gehe, die Entschädigungen der angehenden Beamten zu kürzen, sondern die sogenannte Stage als wirkliche Ausbildungszeit derart zu gestalten, dass sie ihren Namen auch verdiene.“
Die CGFP verlangt also, dass die Stage-Zeit verlängert, die Entschädigung gekürzt und die Ausbildung verstärkt werden soll. Die Grundidee der CGFP ist demnach die, dass die jüngeren Kollegen/innen besser und länger ausgebildet werden und während der Ausbildungszeit weniger verdienen sollen. Uns dünkt, dass Regierung und CGFP sich in dieser Angelegenheit eigentlich gar nicht so uneinig sind. Das derzeitige Säbelrasseln soll lediglich von den negativen Konsequenzen des Vorhabens ablenken. Übrigends hatte die Regierung bereits vor 20 Jahren die gleiche unsinnige Idee. Damals hatten wir uns mit Erfolg dagegen gewehrt. Und jetzt soll sie – laut Abkommen von CGFP und Regierung – dennoch verwirklicht werden!?
Drei Jahre Stage sind Unfug
Dabei muss ein Stage von drei Jahren für alle Bediensteten, egal welchen Beruf oder welche Aufgaben sie erfüllen, mit „grober Unfug“ bezeichnet werden. Es gibt Berufe und Funktionen, so z.B. Busfahrer, Zugbegleitpersonal, Handwerker, … wo die Anwärter schon nach von einem Stage von ein paar Monaten voll einsatzfähig sind. In anderen Bereichen genügt eine Stage-Zeit von 1-2 Jahren um die notwendigen Kenntnisse für eine optimale Erfüllung der Aufgaben zu erlangen. Bei den wenigen Berufen, wo die Ausbildung länger dauert (beispielsweise Berufsfeuerwehr), ist diese sowieso nicht während der Stage-Zeit zu schaffen und wird auch danach durch systematische Weiterbildung fortgesetzt. Diejenigen Berufe, die eine längere Ausbildungszeit erfordern, müsste letztere zu einer positiven Anrechnung in der Laufbahnführen – statt zu ungerechtfertigten Kürzungen!
Statt die Stage-Zeit undifferenziert und unnötig auf drei Jahre zu verlängern, wäre es sinnvoller dieselbe – je nach Beruf und Laufbahn – von einigen Monaten bis zu zwei Jahren zu staffeln.
Reine Sparmaßnahmen
Das Vorhaben stellt keinen Fortschritt dar. Vielmehr geht es bei der Entschädigungskürzung während der Stage-Zeit (80% während der ersten beiden Jahre und 90% während des dritten Jahres) um eine reine Sparmaßnahme und dies auf Kosten der jüngeren Kollegen/innen! Dabei zeigt die ausdrückliche Betonung, dass künftig keine Entschädigung unter dem Mindestlohn liegen dürfe, unmissverständlich wo wir angekommen sind: nämlich in einem Billiglohnsegment, das in der unteren Laufbahn – ohne diese spezielle Verfügung – unter dem Mindestlohn liegen würde!
Der Wille zum reinen Sparen zeigt sich in der Die Auflage der Regierung, dass da wo keine Stage-Zeiten erforderlich sind, die Anfangsgehälter entsprechend gekürzt werden müssen, macht deutlich worum es letztendlich geht: ums reine Sparen!
Die Ursache der geplanten Kürzung ist in den Forderungen des Patronats zu suchen, das den Druck für höhere Löhne loswerden und überhaupt weniger Steuern zahlen will. Um beiden Zielen gerecht werden zu können, kommt es bei der Stage-im öffentlichen Dienst zu Kürzungen von einem Fünftel bis zu einem Viertel; auf diese Weise verlieren die Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor an Attraktivität während sich gleichzeitig die Ausgaben der öffentlichen Hand vermindern.
Es liegt auf der Hand, dass dadurch viele junge Menschen es noch größerer schwieriger haben um angemessen für eine Familie sorgen oder sich eine Wohnung kaufen zu können. Die Verlängerung der Stage-Zeit auf drei Jahre stellt zudem eine unlautere Verlängerung der Probezeit dar, während der der Anwärter jederzeit entlassen werden kann. Neben dem gekürzten Einkommen ist dies ein zusätzlicher Aspekt, der es den jüngeren Kollegen/innen erschweren wird, beispielsweise einen Bankkredit aufzunehmen.
Das Vorhaben betrifft nicht nur Beamten, sondern ebenfalls sämtliche Angestellten und Beschäftigten („Salariés“), die neu im gesamten öffentlichen Sektor eingestellt werden.
Konsequenzen auch für jetziges Personal
Es stimmt nicht, dass die Sparmaßnahme ohne Konsequenzen für das jetzige Personal bleiben wird.
Dadurch, dass die Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst weniger attraktiv sein werden, wird es immer schwieriger jüngere Menschen für den öffentlichen Dienst zu begeistern. (Schon derzeit gibt es in zahlreichen Berufen, insbesondere was Handwerkern, Lokführern, Ingenieuren, Busfahrern, usw. angeht, Schwierigkeiten genügend Personal zu finden. Durch fehlendes Personal sind die Arbeitsbedingungen vielerorts jetzt schon sehr belastend. Wird es nun noch schwieriger neue Arbeitskräfte einzustellen – was durch die geplanten Änderungen nicht ausbleiben wird – werden sich die Arbeitskonditionen des jetzigen Personals wiederum verschlechtern und die Qualität der öffentliche Dienstleistung wird ebenfalls darunter leiden. Durch die Kürzung der Gehälter während der Stage-Zeit wird letztendlich das genaue Gegenteil dessen erreicht, was notwendig wäre!
Lassen wir uns also nicht gegeneinander ausspielen und machen wir uns nichts vor: Die Kürzung der Entschädigung
während der Stage-Zeit ist ein grober Unfug, den alle öffentlichen Bediensteten ablehnen sollten.
Justin Turpel
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