Kommentar, Jean-Claude Thümmel: Klimaziele!
Kommentar, Jean-Claude Thümmel: Klimaziele!

Klimaziele!
Am 1. Dezember 2014 begann der 20. Klimagipfel in der peruanischen Hauptstadt Lima. Erneut soll sich die Staatengemeinschaft auf erreichbare Klimaziele einigen. Dass das schwierig wird ist alles andere als ausgeschlossen. Viel zu gegensätzlich sind die Interessen. Hier die entwickelten Länder, die sogenannte erste Welt, dort die Entwicklungsländer. Also jene bevölkerungsreichen Staaten, die sich von der dritten Welt dadurch unterscheiden, dass ihre Wirtschaftsentwicklung rasant voranschreitet. Mit allen Konsequenzen.
Auch den enormen negativen Umwelteinflüssen. Das Ziel wird sein die beiden Blöcke hinter einer gemeinsamen Strategie zu vereinen. Die großen Industrienationen mit ihrem jahrzehntelang währenden Wachstum auf Kosten der natürlichen Ressourcen wollen also jenen, die sich entwickeln wollen eben dieses verwehren. Das birgt natürlich eine Menge Zündstoff.
Zu den Fakten!
Die Klimaerwärmung ist eine unumstößliche Tatsache, die wohl keiner mehr leugnen wird. Die Staatengemeinschaft hat sich dazu verpflichtet den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis zum Jahre 2100 auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen dürften zwischen 2010 und 2050, maximal weitere 750 Gigatonnen CO2 in die Atmosphäre gelangen. Ansonsten sehen Forscher den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur eher bei vier Grad Celsius.
Die in Klimamodellen errechneten Szenarien dazu machen Angst. Viele sehen bereits das Ende der Welt heraufziehen. Nun so weit wird es wohl nicht kommen und trotzdem ist Eile geboten. Schließlich diskutiert man schon seit 1992, man erinnere sich, Weltklimagipfel in Rio, über das wohl drängendste Zukunftsproblem der Menschheit! Es war das wohl größte diplomatische Ereignis des späten 20. Jahrhunderts mit rund 17.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 172 Staaten. Auf dem historischen Erdgipfel wurden erstmals die Rahmenbedingungen für eine globale Entwicklungs- und Umweltpolitik geschaffen. Nur mit der Umsetzung hapert es seither. Einige Fakten dazu: Im Jahre 2011 wurden weltweit rund 34 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Im Jahre 2010 waren es rund 33 Milliarden Tonnen. Ein Anstieg von rund drei Prozent. Verglichen mit dem Kyoto-Referenzjahr 1990 immerhin ein Anstieg von 54 Prozent. Die größten Emittenten China, USA und die EU kommen dabei zusammen auf satte 55 Prozent des Gesamtausstoßes an Kohlenstoffdioxid. Die energetische Verwertung, sprich die Verbrennung von Öl und Gas ist für rund 52 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.
Trend ungebrochen
Denn der zunehmende Verkehr macht die Wirkung von Klimaschutzmaßnahmen in anderen Bereichen zunichte. Um 50 Prozent sind die CO2-Emissionen im Verkehr seit dem Jahre 1990 gestiegen. Das ist dramatisch. Und es sieht im Moment nicht nach einer Trendwende aus. Im Gegenteil. Die weiter fallenden Ölpreise werden sicherlich nicht zum Sparen verleiten.
Einziger Vorteil der nachgebenden Öl- und ergo Spritpreise, ist dass das teure Fracking als Alternative zu klassischem Erdöl weniger attraktiv wird. Doch damit ist noch lange nicht alles gewonnen. Gerade im Straßengüterverkehr gibt es Handlungsbedarf. Und auch hier drängt die Zeit. Wir haben miterleben müssen, dass die von der Europäischen Kommission beschworene und gebetsmühlenartig wiederholte Logik der Liberalisierung im Transportbereich die Probleme nicht gelöst hat. Im Gegenteil. Die unsichtbare Hand des Marktes welcher sich selbst heilt, hat einmal mehr versagt. Der öffentliche Verkehr wird verstärkt in direkte Konkurrenz zu den Privaten gesetzt, die ihrerseits mit Dumpinglöhnen und ruinösem Wettbewerb versuchen ihren Teil vom Kuchen abzubekommen.
Das gelingt allerdings nicht immer. Angesichts weiter wachsender Transportströme, wegen Globalisierung zum Beispiel, nimmt der Gütertransport auf der Straße weiter zu. Mehr Transport heißt fatalerweise auch mehr Emissionen. Zumindest auf der Straße. Bei der Bahn ist die Energieeffizienz um rund 40 Prozent besser als beim Straßengütertransport! Hier müsste also der eigentliche Hebel angesetzt werden. Die sehr hohen Transportvolumen die es zu bewältigen gilt, und die Tendenz zeigt nach oben, sind nun einmal ein Realität. Dieser Trend wird sich auch in Zukunft sicherlich nicht umkehren. Die genannten Transportvolumen möglichst umweltfreundlich abzuwickeln ist eine große Herausforderung. Die vernetzte und integrierte Bahn kann und will diese Herausforderung annehmen. Der versprochene Paradigmenwechsel beim Gütertransport weg von der Straße hin zur Schiene hat mit der Liberalisierung nicht stattgefunden. Es ist an der Zeit die richtigen Lehren aus diesem politischen Desaster zu ziehen.
Jean-Claude Thümmel
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