Lesen durch die Geschlechterbrille
Lesen durch die Geschlechterbrille
Seit 1992 gibt es in Luxemburg einen Ort für alle, die sich für Feminismus, Genderthemen und Gleichheit zwischen Frauen und Männern interessieren und die sich gegen das Fortbestehen von stereotypen Geschlechterrollen einsetzen: Cid | Fraen an Gender engagiert sich in politischen, kulturellen und pädagogischen Projekten.
Die von Anfang an zum Projekt gehörende Bibliothek ist in den letzten 20 Jahren ständig gewachsen. Die zunächst wilde Mischung aus gespendeten Büchern in Ikea-Regalen hat sich zu einer „ordentlichen“ Bibliothek gemausert, die heute mit mehr als 19.000 Büchern (Fachliteratur, Romane und Hörbücher), Zeitschriften, Partituren und einer Mediathek mit 5.000 CDs aufwarten kann.
Die Themenbereiche der Bibliothek und Mediathek
Von Anfang an war natürlich die Dokumentation der internationalen Frauenbewegung wichtig. Wer waren die Protagonistinnen und was wurde und wird in der jeweiligen Welle der Frauenbewegung diskutiert? Bis heute ist die Parole „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ aktuell. Wie steht es mit den schon lange geforderten gerechteren Arbeitszeitmodellen, die es beiden Geschlechtern ermöglichen würden Erwerbsarbeit, Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeit zu vereinbaren? Diskutiert wird auch jetzt noch über die Solidarität unter Frauen (Globalisierung & Migration). Und wie sieht es mit den blinden Flecken der Bewegung aus? Welche Rolle spielen Rassismus und Klassismus bei Feministinnen?
All diese Themen und Fragestellungen finden sich in den Rubriken Frauenbewegung, Geschichte, Frauen der Welt, Arbeit und Genderforschung. Diese enthalten neben theoretischen Werken auch viele biografische Portraits von Frauenrechtlerinnen und anderen Aktivistinnen.
Die Rubriken Politik und Medien spüren der Rolle von Frauen und Männern in der Öffentlichkeit nach: Wie ist es mit der politischen Repräsentation und Partizipation bestellt? Welche Rolle spielen Parteien, Vorstände, Gewerkschaften, Gremien und internationalen Organisationen? Welche Hürden gilt es noch zu nehmen? Wie setzen wir uns gegen Sexismus in den Medien ein, und welche Rolle spielt konkret sexistische Werbung?
Auch in den Rubriken Musik, Kunst, Fotografie und Architektur, Literatur, darstellende Künste und Kultur geht es um das Bild der Geschlechter: Fachliteratur, biografische Porträts und Bildbände gehen der Frage nach, ob Frauen als Objekte oder als Handelnde dargestellt werden? Was gilt in welcher Epoche als „weiblich“ oder „männlich“? Welchen Einfluss haben die jeweiligen Geschlechtervorstellungen auf die Kreationen von Frauen und Männern, und wie sieht es heute mit der Sichtbarkeit von Frauen im Kulturbetrieb aus? Noch lange nicht werden die Werke von Künstlerinnen gleichermaßen in Museen ausgestellt, erst langsam kommen Stücke von Dramatikerinnen und Regisseurinnen auf die Bühnen oder Kinoleinwände und ganz selten erst werden Komponistinnen in Konzertsälen gespielt oder von Dirigentinnen zu Gehör gebracht.
Dass es selbstverständlich nicht an bedeutenden Komponistinnen mangelt, zeigt das umfangreiche Musikarchiv des CID mit Partituren, Biografien und CDs zur klassischen Musik - auch hier in Luxemburg! Neben den Pionierinnen des 20. Jahrhunderts Helen Buchholtz (1877-1953) und Lou Koster (1889-1973) finden sich hier aktuelle Luxemburger Komponistinnen wie Catherine Kontz, Albena Petrovic-Vratchanska und viele mehr.
Dazu gibt es Jazz & experimentelle Musik, Worldmusik, Folk & Chanson. In der Rubrik Rock & Pop legt CID besonderen Wert auf Musik von „starken“ Frauen jenseits des Mainstreams und auf Stilrichtungen, in denen Frauen noch nicht so häufig vertreten sind. So z.B. Rapperinnen aus Südafrika oder Hip-Hop aus Frankreich. Gut vertreten sind selbstverständlich auch die Riot Grrrrls. Diese CDs sind zudem mit Schlagworten versehen, so dass Interessierte gezielt nach Singer/Songwriter, Feministinnen, Elektro oder auch Punk suchen können.
Eine zentrale Rubrik ist das Thema Gewalt. Hier stehen Fachstudien neben Berichten aus der Anti-Gewaltarbeit von Frauenprojekten, hier erzählen Frauen aus ihren Erfahrungen in Frauenhäusern und helfen Ratgeber bei der Selbstverteidigung, der Prävention von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, bei häuslicher Gewalt und der Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder. Auch Bücher zum Zusammenhang von sexualisierter Werbung, Pornografie und Gewalt können hier gefunden werden.
Ratgeber, Erfahrungsberichte und Fachliteratur zu einzelnen Krankheiten bieten außerdem die Rubriken Psychologie, Frauenkörper und Gendermedizin. Alternative Heilkunde, feministische Therapie, ein emanzipativer Umgang mit Verhütung und Sexualität, mit Pubertät und Wechseljahren gehören dazu.
Damit der Wunsch, die Geschlechterverhältnisse zu verändern, über die Generationen weitergetragen werden kann, bietet das CID eine umfangreiche Rubrik mit Kinder- und Jugendromanen, Sach- und Hörbüchern, Bilderbüchern und Spielen für starke Mädchen und starke Jungen jenseits der Rollenklischees. Für Eltern, Pädagoginnen/Pädagogen und Erzieherinnen/Erzieher gibt es Fachliteratur, Unterrichtsmaterialien und Ratgeber, die ihnen helfen, die eigenen Geschlechterbilder zu hinterfragen, und Kinder dabei zu unterstützen, sich frei und selbstbewusst zu entwickeln.
Bücher sind aber nicht nur Theorie, Debatte und Ratgeber!
Im CID gibt es natürlich auch ganz „normalen“ Lesestoff und zwar mehr als 5.000 Romane, Krimis, Gedichtbände, Hörbücher, Comics und Reiseliteratur, vor allem in deutscher und französischer Sprache (eine kleine luxemburgische und englische Sammlung gibt es auch).
Die Ausleihe ist kostenfrei, der Großteil des Bestands kann unter www.a-z.lu eingesehen werden.
Öffnungszeiten: Di: 14-18 | Mi, Do, Fr: 10-18 | Sa: 10-12.30
Adresse: 14, rue Beck Luxemburg
www.cid-fg.lu | Telefon: 24 10 95-1 |
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