Kommentar, Franky Gilbertz: Ausländer sind wir alle…
Kommentar, Franky Gilbertz: Ausländer sind wir alle…

Überall auf dieser Welt. Ein in den 70iger und 80iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts öfters verwendete Spruch hat nichts von seiner Aktualität und seinem Sinn eingebüßt. Angesichts der Flüchtlingskrise die Europa derzeit fest im Griff hat, sollten wir uns alle gemeinsam genau das in Erinnerung rufen. Wenn sich die Solidarität mit diesen Menschen schon in Grenzen hält dann sollten wir gemeinsam versuchen, Verständnis für diese Menschen zu haben.
Es mag sein dass das Drama das sich jeden Tag auf Europas Aussengrenzen abspielt viele von uns mit Unbehagen erfüllt. Wer will schon jeden Abend zur besten Nachrichtenzeit Menschen sehen die aus schierer Verzweiflung heraus versuchen in total überfüllten Schlauchbooten das Mittelmeer zu bezwingen oder aber in fast suizidaler Absicht sich auf den Weg von Calais nach Dover machen. Unter den Ärmelkanal hindurch, dort wo Personenzüge mit Tempo 250 unterwegs sind. Wie verzweifelt müssen diese Menschen sein. Sie haben eines gemeinsam. Sie haben allesamt nichts mehr zu verlieren. Sie haben alles aufgegeben. Ihre Familien, ihr Hab und Gut zurück gelassen auf der Suche nach einem lebenswerten Leben. Auf der Suche nach ein klein wenig Geborgenheit, Sicherheit und Respekt. Doch davon entfernen wir uns mit jedem Tag etwas mehr. Die Experten sind sich einig, das jeden Tag aufs Neue medial aufbereitete Drama ist erst der Anfang.
Denn vor allem aus Afrika und dem Nahen Osten werden die Flüchtlingsströme in den kommenden Jahren wohl noch sehr viel grösser werden. Das sich weiter verschärfende Wohlstandsgefälle zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden entwickelt eine starke Sogwirkung. Rund 60 Prozent der Afrikaner leben von weniger als 2 Dollar am Tag. Angesichts dieser bitteren Tatsache, erübrigt sich die Suche nach weiteren Motiven die die Menschen dazu bewegen ihrem Land und ihrem Kontinent definitiv den Rücken zu kehren.
Rasse, Nation, Religion
Die Zahl der Krisenherde nimmt weltweit beständig zu. Millionen von Menschen werden zur Flucht gezwungen. Sie werden verfolgt und kämpfen tagtäglich ums Überleben. Ihr Leben ist in Gefahr weil sie der falschen Rasse, Religion, Nationalität angehören. Oder ganz einfach nur wegen ihrer Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Gruppe oder ganz einfach wegen ihrer politischen Überzeugung.
Alle EU-Staaten haben die Genfer Flüchtlingskonvention unterzeichnet und verpflichten sich den Schutz von Flüchtlingen zu garantieren. In der Regel ist immer der erste Mitgliedstaat, über den die EU betreten wird, für ein Asylverfahren zuständig. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das Ganze aber anders aus. Die europäische Union hat in den vergangen Jahren fast alle Zugangsmöglichkeiten zu ihrem Territorium verschlossen. Europa schirmt sich immer weiter ab. Hinzu kommt dass Menschen aus nicht EU-Staaten in der Regel ein Einreisevisum benötigen. Visa für Flüchtlinge gibt es aber nicht. Entsprechend versuchen es die Menschen entweder mit falschen Papieren oder sie versuchen illegal über die Grenze zu kommen. Die Schlepperbanden sind gut organisiert und das Geschäft mit der Not und dem Elend floriert.
Der zweite Weltkrieg hat mehr als 50 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Diese Zahl wurde im Jahre 2013 mit mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht, weit überschritten. 90 Prozent dieser Flüchtlinge leben in Entwicklungsländern. Und die Hälfte der Flüchtlinge weltweit waren 2013 Kinder. Es besteht also akuter Handlungsbedarf. Und es müssen ernst gemeinte Alternativen auf den Tisch. Die Ursachen des Flüchtlingsdramas müssen behandelt werden nicht die Symptome. Syrien, Irak, Afghanistan oder Lybien! Der Westen hat wie wir heute wissen mit wenig Erfolg den Despoten, Al-Kaida Kämpfern und Taliban versucht, den Garaus zu machen. Die Failed-States sollten mit Bomben ins Lot gebracht werden. Auch das hat nicht funktioniert. Im Falle von Lybien behauptete die US-Regierung, in Bengasi drehe eine humanitäre Katastrophe weil die lybischen Regierungstruppen entschlossen wären die von den USA unterstütze Rebellion niederzuschlagen. Später stellte sich heraus dass an der Spitze dieser Rebellion, islamistische Fundamentalisten mit Verbindungen zu Al-Qaida standen. Söldner die für den Kampf gegen Gaddafi angeworben und anschließend im Bürgerkrieg in Syrien eingesetzt wurden. Lybien und Syrien versinken im Chaos. Jemen und Eritrea auch. Irak ist instabiler denn je. Westafrika wird von Dürre, Krankheiten und Wirtschaftskrise gebeutelt. Drohnenmorde, Wirtschaftsblockaden oder CIA-typische Regimewechsel-Operationen lösen die Probleme nicht. Im Gegenteil, sie verschärfen sie. Und sind damit der Nährboden für humanitäre Katastrophen die ihrerseits das Flüchtlingsdrama nicht nur europaweit, sondern weltweit verschärfen.
Franky Gilbertz
< Zurück