Kommentar, Georges Melchers 05/2020
Kommentar, Georges Melchers 05/2020

Gefangene
einer Pandemie
Die Bekämpfung der Corona-Pandemie bringt das gesellschaftliche Leben zum Erliegen und trifft die Wirtschaft mit voller Wucht. Geschäfte, die nichts Lebensnotwendiges verkaufen, müssen geschlossen bleiben.
Das Reisen wird verboten, Urlaube werden storniert und Reiseveranstalter werden gebeten ihren Kunden die Reisekosten zu erstatten. Große Produktionsfirmen stellen von heute auf morgen die Produktion auf Masken und Schutzkleidung um. Die Gastronomie muss schließen.
Ein Virus macht uns zu Gefangenen. Die Grenzen bleiben geschlossen und das Motto der nächsten Wochen heißt „BLEIWT DOHEEM“.
Menschen an den Grenzen müssen ihre Kaufgewohnheiten umstellen. War es ihnen vor der Pandemie möglich ihren Einkauf im nahen Ausland zu tätigen, ist dies mit der Schließung der Grenzen für eine absehbare Zeit vorbei. Bedingt durch diese Situation und den geschlossenen Grenzen, müssen die Menschen in ihrem Land einkaufen. Die Menschen entdecken wieder lokale Produkte und den Laden um die Ecke. Auch wenn die Grenzen in nächster Zukunft wieder geöffnet werden, ist ein Umdenken in diese Richtung erforderlich.
Lokale Produktion und lokaler Verkauf
Lokale Produkte einkaufen und den Blick auf den Geldbeutel nicht verlieren. Lokale Produkte sind oft teurer als Importierte. Warum ist das so? Das ist eine Frage die ich mir schon sehr lange stelle.
Will ich gesunde Lebensmittel aus meiner Region kaufen, sind die nicht immer in dem Laden um die Ecke zu finden.Anstelle findet sich von weit her importierte Ware. Ein Apfel aus Neuseeland ist oft billiger als vom regionalen Obstbauern.
Durch die Globalisierung werden die regionalen Betriebe immer weniger unterstützt. Viele Firmen haben nur die finanziellen Aspekte im Auge und machen sich die in anderen Ländern geltenden Arbeitsbedingungen zunutze. Standorte werden in Länder verlegt, in denen es keine Gewerkschaften, keinen Mindestlohn, längere Arbeitszeiten gibt. Die gleiche Arbeit wird für einen geringeren Lohn ausgeführt. Dies führt nicht nur zum Arbeitsplatzabbau in den ehemaligen Firmensitzen, sondern auch zu einer weiteren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in den neuen Firmenstandorten.
Dies ist eines der Ursachen wieso importierte Produkte günstiger sind als die regionalen Produkte. Regionale Erzeuger sind häufiger Kleinbetriebe. Deren Produktionskosten sind höher, die Mengen geringer. Die Preise werden auf dem Markt von Grosskonzernen bestimmt. Der Kleinerzeuger kann da nicht mithalten
Viele Menschen bevorzugen es, regionale Lebensmittel zu kaufen, da sie die Erzeuger vor Ort und somit die regionalen Landwirte stärken wollen. Sie schätzen zudem den Geschmack und die Frische der Produkte die in der Saison reif geerntet wurden. Die Lebensmittel gelangen auf kurzen Transportwegen zum Handel und damit zu den Verbrauchern und stellen so für die Kunden eine Möglichkeit dar, die Umwelt zu schonen. Regionale Produkte geben dem Endverbraucher eine gewisse Sicherheit.
Ein Kriterium, warum sich immer mehr Kunden für regionale Produkte entscheiden, ist die bessere Nachvollziehbarkeit, woher die Ware kommt und wie sie produziert wird.
Zahlreiche Lebensmittelskandale der letzten Jahre haben dazu geführt, dass der Konsum regionaler Produkte derzeit boomt.
Während der letzten schweren Wochen der Pandemie, hat der Konsument wieder aufs Neue sein Augenmerk auf lokale Produktion geworfen. Umso erstaunlicher ist es zu lesen, dass unsere Politik, während einer Internationalen Krise, ein Freihandelsabkommen „CETA“ unterschreibt.
Ein Abkommen, mit dem zu befürchten ist, dass die Qualität der Produkte leiden wird und die regionalen Unternehmer auf der Strecke bleiben.
Georges Melchers
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Kommentar 05 2020 18.50 Ko