Geschichte
Kurzer Rückblick auf 100 Jahres soziales Engagement.
Die Geschichte des Landesverband geht auf die Gründung als Eisenbahnerverband im Jahr 1909 zurück. Seitdem hat der Landesverband seine Präsenz und Stärke, sowohl als Transportgewerkschaft, wie auch als Gewerkschaft der öffentlichen Bediensteten, konsequent ausgebaut.
Gründung als Eisenbahnerverband
Die Gründung des Landesverbandes als Eisenbahnergewerkschaft geht auf das Jahr 1909 zurück. Er war aktiv am Aufbau der Freien Gewerkschaftsbewegung beteiligt. Nach dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg schlossen sich die Strassentransportarbeiter 1955 dem Landesverband an, 1963 kam es zur Gründung der Hauptberufsgruppe Staats- und Gemeindebeamte im Landesverband. Heute bauen die Eisenbahner, Transportarbeiter und Öffentlichen Bediensteten auf einen starken Landesverband.
Die ersten Eisenbahnen in Luxemburg verkehrten seit 50 Jahren, als am 10. Januar 1909 ein Einheitsverband aller Eisenbahner, die FNCL, gegründet wurde. Dies war nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der sich im Privatsektor separate Organisationen für Arbeiter und Angestellte bildeten und im öffentlichen Sektor sich die Beschäftigten entsprechend ihren Tätigkeiten und Dienstgraden organisierten.
Die herausragenden Erfolge, kurz nach den Wirren des ersten Weltkrieges, haben das gewählte Modell eines Einheitsverbandes aller Eisenbahner bestätigt. Bereits 1921 konnte der Verband das Eisenbahnerstatut durchsetzen, einige Jahre später konnte die Verschacherung der Luxemburgischen Eisenbahnen an das belgische Großkapital verhindert werden.
Das Personalstatut bescherte allen Eisenbahnern eine abgesicherte Stellung und gesunde Pensionsverhältnisse. Ebenso wurde die langgeforderte Personalvertretung bei den einzelnen Eisenbahnen eingeführt. Dies war ausserordentlich wichtig, um die Einhaltung der statutarischen Bestimmungen zu überwachen. Die bis dahin, in gewissem Maße, rechtlose Stellung des Eisenbahners, welcher der Willkür der einzelnen Bahnunternehmungen ausgeliefert war, galt als überwunden. Zur Lösung von Berufs- und Arbeitsplatzproblemen konnte sich der Einzelne an seinen Personalvertreter wenden.
Die freien Gewerkschaften waren schon damals den konservativen Politikern ein Dorn im Auge. Sie förderten deshalb die Gründung von christlichen Gewerkschaften. Ebenso wurden die Berufskammern für Arbeiter und Privatbeamte, mit der Absicht eingeführt, die Gewerkschaften zu konkurrieren. Seit ihrer Gründung im Jahr 1924 sind die Eisenbahner als geschlossener Berufsstand Mitglied in der Privatbeamtenkammer. Die Verbandsvertreter in dieser Institution trugen das Ihre dazu bei, um aus dieser Kammer das zu machen, was sie heute ist: ein Instrument im Interesse der Privatbeamten und Eisenbahner sowie deren Gewerkschaften.
Freie Gewerkschaftsbewegung
Der Landesverband sah sich stets als Teil der Arbeiterbewegung. Er war Mitbegründer der CGT. Aus der Überzeugung heraus, daß der gewerkschaftliche Kampf durch politische Einflußnahme ergänzt werden müßte, organisierten sich viele Landesverbänder in den politischen Parteien und manche von ihnen wurden in Gemeinderäte und in die Abgeordnetenkammer gewählt.
Organische Verbindungen zu irgendeiner politischen Partei hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben, da der Landesverband als freie Gewerkschaft stets an der parteipolitischen Unabhängigkeit festhielt. Die traditionell guten Beziehungen zur sozialistischen Arbeiterpartei waren selten konfliktfrei. Der Verband verfolgte immerfort eine geradlinige Politik, frei von den elektoralen Verrenkungen und Anpassungsmanövern, denen sich die Parteien von Zeit zu Zeit hingeben.
Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg
In ganz Europa und sogar weltweit waren die Eisenbahnergewerkschaften während Jahrzehnten die einzige Lobby, über welche die Eisenbahnen verfügten. Nach dem zweiten Weltkrieg packten bei uns die Eisenbahner und der Landesverband tatkräftig mit an, um das Eisenbahnnetz wieder funktionsfähig zu machen. In der Folge mussten sie zusehen, wie der Eisenbahntransport immer mehr zurückgedrängt wurde und wie die Schmalspur- und Nebenlinien abgebaut wurden. Als 1980 der Nordstrecke das Aus drohte, zog der Landesverband die Notbremse. Eine machtvolle Demonstration in den Straßen von Ulflingen und eine Streikdrohung bewirkten, daß die Nordstrecke erhalten blieb, modernisiert und elektrifiziert wurde.
Man sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, daß auch die soziale Stellung des Eisenbahners nach dem zweiten Weltkrieg kaum beneidenswert war. Eisenbahner und öffentliche Bedienstete waren am unteren Ende der Lohnhierarchie angesiedelt. Die Solidarität der Eisenbahner und der öffentlichen Bediensteten, sowie das unermüdliche Wirken der Verbandsmandatäre auf gewerkschaftlicher und politischer Ebene haben bewirkt, daß die öffentlichen Bediensteten heute eine soziale Stellung einnehmen, die ihnen von vielen geneidet wird. Der Landesverband war maßgeblich am Zustandekommen der großen Gehälterrevision von 1963/64 beteiligt.
Die Strassentransportarbeiter im Landesverband
Die Transportverlagerung von der Schiene zur Straße bewirkte auch, daß die Zahl der Eisenbahner abnahm und die Zahl der Straßentransportarbeiter anstieg. Die Berufskraftfahrer waren bei einer Vielzahl von privaten Unternehmen beschäftigt. Ihre soziale Stellung war schlechter als die der Eisenbahner. Um hier Abhilfe zu schaffen, beschlossen 1955 die ACAL-Straßentransportarbeiter sich dem Landesverband anzuschliessen. Durch diesen Anschluß wurde das Aushandeln von Kollektivverträgen ermöglicht, wodurch die Lohn- und Arbeitsbedingungen in diesem Sektor verbessert werden konnten. Die Angleichung der Lohn- und Arbeitsbedingungen der Berufsfahrer an diejenigen der Eisenbahner haben wir noch nicht erreicht. Der Landesverband wird sich jedoch nicht von dieser Zielsetzung abbringen lassen, da nur so die Verallgemeinerung des Sozialdumpings im Transportgewerbe verhindert werden kann.
Der öffentliche Dienst im Landesverband
Die organisatorischen Defizite bei den Staats-funktionären führten dazu, daß innerhalb des Landesverbandes 1963 die Hauptberufsgruppe Staats - und Gemeindebeamte gegründet wurde. Die Kollegen aus dieser Hauptberufsgruppe konnten auf den Erfahrungen aufbauen, die der Landesverband im Laufe der Jahre im Gemeindebereich sammeln konnte, da die Trambahner des TICE und der Gemeinde Luxemburg praktisch von Anfang an dem Landesverband angehörten.
Das Wirken des Landesverbandes im gesamtöffentlichen Sektor beschränkte sich nie auf Gehälter- und Pensionsfragen.
Vielmehr sah er seine Mission auch darin, die öffentlichen und kollektiven Dienstleistungen als Errungenschaft der arbeitenden Menschen zu verteidigen und bei deren Ausbau mitzuhelfen.
Den Landesverband stärken
Der Landesverband hat sehr viel zur sozialen Besserstellung der Eisenbahner, Straßentransportarbeiter und öffentlichen Bediensteten getan. Die Verbandsmandatäre und Personalvertreter geben sich alle Mühe, um die tagtäglichen Probleme der Kolleginnen und Kollegen, in den Betrieben und Verwaltungen, einer Lösung zuzuführen.
Bisher konnte unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, was nach wie vor auf der Ausbeutung der arbeitenden Menschen beruht, nicht fundamental geändert werden. Die herrschende Klasse versucht immer wieder die sozialen Errungenschaften rückgängig zu machen und ihre Dominanz zu verstärken.
Die Eisenbahner, Transportarbeiter und öffentlichen Bedienstete brauchen weiterhin einen starken Landesverband.