Editorial : Georges Merenz 12/2020 Ein verrücktes Jahr neigt sich dem Ende zu!
Editorial : Georges Merenz 12/2020 Ein verrücktes Jahr neigt sich dem Ende zu!

Ein verrücktes Jahr neigt sich dem Ende zu!
In einigen Tagen geht das Jahr 2020 zu Ende. Ein Jahr welches viel Leid mit sich brachte. Die COVID-19 Krise hat weltweit nicht nur vielen Menschen das Leben gekostet und dadurch in vielen Familien großes Elend verursacht, sondern auch großen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Viele Betriebe haben oder werden diese sanitäre Krise nicht überleben. Es stehen viele Arbeitsplätze auf dem Spiel und vor allem wird die Jugendarbeitslosigkeit erschreckend zunehmen. Dies wird in den nächsten Jahren ein großes Problem für unsere Jugend darstellen. Verheerende Folgen für unsere Sozialversicherungen sind zu befürchten. Die Wirtschaft wird wohl viel Zeit brauchen um diese, ja auch finanzielle Krise zu verkraften. Wer wird die Zeche des COVID-19 auf Dauer zahlen müssen? Mir graust jetzt schon, wenn ich an die kollateralen und vor allem sozialen Folgeschäden denke, welche zu befürchten sind.
In den nächsten Wochen werden Impfstoffe bereitstehen, ein Wettlauf um die Zeit, vor allem für unsere älteren und gefährdeten Mitmenschen, um vor allem sie, vor dieser heimtückischen Krankheit zu schützen. Natürlich finden diese Impfungen auf freiwilliger Basis statt oder doch etwa nicht? Die ersten Fluggesellschaften haben bereits angekündigt, ungeimpfte Reisende nicht an Bord zu lassen. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden mehrere Staaten eine Impfbescheinigung in ihren Einreisebestimmungen als Pflicht voraussetzen. Vorab soviel zur Impfung auf freiwilliger Basis.
Aber werfen wir für Ende des Jahres erst mal einen Blick auf einige unserer gewerkschaftlichen Aktivitäten welche auch im kommenden Jahr 2021 noch nicht in den sogenannten „trockenen Tücher“ sein werden. Die Ansage des Transportministers François Bausch, zur Einstellung des Personenverkehrs auf der Eisenbahnlinie zwischen Esch/Alzette und Audun-le-Tiche, während der Präsentation des neuen Mobilität-Konzeptes der schnellen Trambahn, ist nicht nur für uns, sondern auch für andere Beteiligte, absolut inakzeptabel und nicht nachvollziehbar. Fairerweise muss man dem Transportminister jedoch anrechnen, dass er in seiner Amtszeit viel Geld und Arbeit für eine optimale Mobilität des Landes, gesteckt hat, sowie auch viel in die nationale Eisenbahngesellschaft investiert hat. Umso mehr ist die Entscheidung zur Schließung einer Zugstrecke in ökologisch salonfähigen Zeiten eines auf EU-Niveau angezielten „Green Deal“ nicht zu verstehen.
Als OGBL – „Syndikat Eisenbahnen – -FNCTTFEL / Landesverband“ blieben wir nicht untätig und werden diese Eisenbahnstrecke bis zum Schluss verteidigen. Wir haben die betroffenen französischen Gemeinden Audun-le-Tiche und Villerupt angeschrieben und uns mit den Bürgermeistern getroffen. Erstaunlicherweise stellte sich in diesem Gespräch heraus, dass die Verantwortlichen dieser Gemeinden erst durch unser Schreiben und durch die Presse explizit von einer Schließung der Strecke erfuhren, und bedauerten, dass sie bisher nicht seitens des Transportministeriums konsultiert wurden, handelt es sich hier doch um Entscheidungen Luxemburgs welche die Großregion mit impaktiert.
Jedenfalls können wir berichten, dass die betroffenen Gemeinden auf keinen Fall mit diesem Entschluss einverstanden sind und dem Transportministerium einen diesbezüglichen Brief zukommen lassen (siehe Seite 7). Des Weiteren werden sie auf ihrer nationalen Ebene bei den zuständigen Behörden gegen diese Schließung Einspruch einlegen. Gemeinsam treten wir zum Erhalt der Zuglinie und sogar zu deren Ausbau als integraler Bestandteil des Mobilitätskonzeptes ein.
Weiter haben wir auch die luxemburgischen Parteien zu einem Gedankenaustausch eingeladen. Dies wären „déi Gréng“, „déi Lénk“, die „DP“, die „LSAP“ und die „CSV“. Leider haben wir bis dato keine Zusage von letzteren bekommen.
Die ersten Gespräche mit „déi Gréng“ und „déi Lénk“ hatten wir, wie heute üblich per Videokonferenz, vor einigen Tagen.Verschiedene Punkte wurden hier besprochen, sowie unsere klare Forderung, dass der internationale Gütertransport auf die Schiene gehört. Bei diesem Thema fuhren wir mit den beiden Parteien klar auf der gleichen Schiene. Wir sprachen auch über die Herstellung und vor allem über den Transport von Wasserstoff. Dieser wird in den nächsten Jahren eine klare Alternative als Hauptenergieträger zu den fossilen Brennstoffen sein. Der Hauptpunkt unseres Anliegens war natürlich das Mobilitätsprojekt vom Transportministerium mit dem Bau einer schnellen Tram und die Einstellung des Eisenbahnverkehrs auf der Zuglinie Esch/Alzette nach Audun-le-Tiche.
Eine größere Diskussion gab es zu Thema Bauherr und Betreiber der neuen sogenannten Schnelltrambahn. Der nationale öffentliche Transport darf auf keinen Fall, Stück für Stück privatisiert werden. Der gesamte öffentliche Tarnsport gehört in der öffentlichen Hand angesiedelt. Lassen wir unseren Gedanken einmal freien Lauf, die Vergangenheit bestätigt uns nämlich darin, weil wir ähnliche Szenarien bereits erlebt haben. Eine große privatrechtliche Tramgesellschaft mit dem luxemburgischen Staat, der Gemeinde Luxemburg und vielleicht auch noch der Gemeinde Esch/Alzette als Aktionäre würde durch den Verkauf ihrer Kapitalanteile, teilweise oder sogar komplett an fremde Anleger veräußert werden. Wir gehen davon aus, dass die Zeche, dieser oder einer folgenden (sanitären) Krise, irgendwann bezahlt werden muss. Der Verkauf von Aktien einer privaten Tramgesellschaft, um an nötige Liquiditäten zu kommen, wäre also nicht abwegig und die Übernahme von Luxtram S.A. durch z. Bsp. ein kuwaitisches oder chinesisches Unternehmen wäre durchaus denkbar. Wie gesagt, ähnliches ist uns ja allen bereits bekannt. Wir würden dann mit der CHINA-Tram von Esch/Alzette nach Luxemburg fahren. Aber lassen wir die Tram nicht schon jetzt gegen eine liberale Mauer fahren, aber wehe den neoliberalen Kräften! Ganz klar, die Trambahn, ob außer oder innerstädtisch gehört in die öffentliche Hand, zusammen mit den CFL, TICE oder AVL.
Neue
Personalvertretungen
Wie schon berichtet, sind wir dabei eine Personalvertretung aufzubauen für die sogenannten „hors Kader“ bei den CFL. Diesbezüglich verfassten wir vor kurzem einen Brief, an den Präsidenten und Generaldirektor der nationalen Eisenbahngesellschaft CFL, um ihnen unsere Belange und Bestrebungen mitzuteilen. In einem Gespräch mit dem Transportminister zu diesem Thema erhielten wir seine vollste Unterstützung. Am 8. Dezember 2020 hatten wir eine erste Unterredung mit dem Arbeitsminister Dan Kersch und unterbreiteten ihm, unsere Vorstellungen zu einer Personaldelegation dieser Berufskategorie, mit dem Hauptaugenmerk auf die Sozialwahlen von 2024. Wir werden unsere Kollegen selbstverständlich zu diesem Thema auf dem Laufenden halten.
2020 hat viele Sorgen und Unheil für uns alle mitgebracht. Am Ende des Jahres ist es für uns unmöglich mit unseren Familien und Freunden normal zu feiern. Wir hoffen, dass wir diese sanitäre Krise bald überstanden haben. Die sanitären Vorschriften der Regierung sind hart, aber unsere Gesundheit hat Vorrang. Deshalb müssen wir, so schwer es auch sein wird, diese akzeptieren, um dem COVID-19 zu trotzen.
Liebe Leserinnen und Leser, das OGBL – „Syndikat Eisenbahnen – FNCTTFEL / Landesverband“ wünscht euch und euren Familien schöne Feiertage und ein frohes neues Jahr 2021 und bleibt GESUND.
Georges MERENZ
Präsident
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